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Eine Flusskreuzfahrt auf der Donau

Zwischen sozialistischem Flair und Belle Epoque

 

 

 

donau-duernstein

 

 

Wien Nussdorf, Anlegestelle Nr. 14. In der Walzerstadt heißt es für mich Abschied nehmen von der MS Moldavia und galant auf die MS Swiss Corona wechseln. Der Weg ist nicht weit, denn friedlich liegen die beiden Schiffe des Bremer Kreuzfahrtveranstalters Transocean Tours im Hafen nebeneinander. Nur ein kleiner, gehobener Schritt trennt mich noch vom neuen, schwimmenden Hotel. Der wechselhafte Bonus ist allerdings nur Journalisten vorbehalten und sorgt bei manchem Passagier prompt für neidende Blicke. Vergessen sind plötzlich die gemeinsamen Entdeckungen der Uferlandschaften bei gemütlichen 25 km/h auf dem Sonnendeck. Vergessen die feuchtfröhlichen Nachmittage in der Donau Bar, als man sich den schlammig braunen Strom einfach „schön blau“ zauberte. Vergessen die Dinnerabende, an denen man vom gleichen Akropal Teller die rustikalen Menüs von Küchenchef Vladimir Galunetz genoss. Alles über Bord geschmissen. Gnadenlos versenkt auf dem Grund der Donau. Kein Abschied, kein „Meld Dich mal!“ Ausweichenden Blickes eilt man Richtung Heurigen an mir vorbei. Verwunderlich, denn die meisten sind Kreuzfahrt-Wiederholer und haben selbst fleißig die Schiffe gewechselt. Oft sogar zur direkten Konkurrenz. Geradewegs zu Wellness- und Golfreisen auf die schnieken A`rosa Schiffe, zu Kulturreisen an Bord von Viking River Cruises, zu Deilmann, Phoenix Reisen, Carara Cruises -  eine ganze Armada an Schiffen tummelt sich inzwischen auf dem Strom. Mir hilft das in dem Moment alles nicht. Denn eigentlich bleibt man zumindest während einer Reihe auf einem Schiff und lässt die eingeschworene Kreuzfahrergruppe nicht einfach im Stich.

 

Umso herzlicher verabschieden sich dafür Kapitän Skopin Anatolig und Hotel Manager Ivan Morosow von mir. „Hat es Ihnen denn bei uns gefallen?“ fragen sie fast synchron mit weichem, ukrainischem Akzent. Ja, antworte ich höflich. Dass man dem 3-Sterne Schiff sein gehobenes Alter von 26 Jahren ansah, das verschweige ich dezent. Dass in den Kabinen grün-braune Polster und scharfkantige Möbel ein altsowjetisches, sozialistisches Flair der 80er Jahre verströmte, dass dieser Eindruck durch die ukrainisch benannten Decks, Restaurants und Bars und zu allem Überfluss auch noch durch die ukrainische, radebrechend Deutsch sprechende Crew weiter zementiert wurde – auch das behalte ich für mich. Denn jede Bemerkung wäre ein echtes Desaster für die altrussische, gastfreundliche Seele. Was soll`s auch? In einem 3-Sterne Hotel an Land würde man ja auch nicht gleich Samt und Seide erwarten, und selbst in den besten 5-Sterne Hotels werden die Ukrainer inzwischen zu Scharen engagiert. Denn sie gelten nicht nur als beliebte Billiglöhner, sondern auch als besonders serviceorientiert. Schmackhaft sei die Verpflegung an Bord der MS Moldavia, „funktionell“ die 75 Außenkabinen - so heißt es ganz ungeschminkt im Katalog. Man erspart sich jede blumige Umschreibung, denn beim Blick auf die Preise verwandeln sich diese Worte eh von selbst zu süßester Musik. 499 Euro kostet die siebentägige Reise von Passau bis nach Budapest. Mit fünf vollen Mahlzeiten am Tag und einer 10 qm großen Doppelkabine mit zwei übereinander liegenden, ausklappbaren Betten auf dem Amurdeck.

 

Modern und lichtdurchflutet erwartet mich dagegen bereits die Lobby der MS Swiss Corona. Schmiedeeiserne Treppengeländer schwingen sich verspielt neben flauschigen Teppichen über drei Decks, daneben surrt für Fußfaule ein gläserner Lift in die Höhe. Schwere Kristalllüster, feinster Marmorboden und schamhaft drein blickende Frauenstatuen verströmen den rauschenden Flair der Belle Epoque. Auch meine Außenkabine auf dem Rubindeck lässt keinerlei Wünsche offen. Das breite Doppelbett mit golden bestickter Tagesdecke, die feinen Teakholzmöbel, bodentiefe Panoramafenster, ein französischer Balkon und das Marmorbad lassen die 14 qm fast wie eine Suite erscheinen. Doch wer das schnieke Wort ausgeschrieben auf der Rechnung stehen haben möchte, der kann sie natürlich auch separat buchen. Doppelt so groß und doppelt so teuer versteht sich - für hoheitliche 1.480 Euro.

 

Die MS Swiss Corona nimmt Kurs auf Melk. Gästebetreuer Ernst Paar – ein echter Wiener pa(a)r excellence - erzählt in der plüschigen Panoramabar kurzweilige Geschichten vom nuschelnden Landsmann Hans Moser. Bordpianist Andrew löst sacherös süß mit romantischen Melodien ab.  Zum Tanzen bleibt jedoch keine Zeit, denn Kapitän Ivan Fischer läutet das Captains Dinner ein. Unter allgemeinem Beifall serviert Küchenchef Patrick Pyst wenige Minuten später sein hochkarätiges 5-Gänge Menü. Im Schritttempo gleitet die MS Swiss Corona am nächsten Morgen über die Donau. Es ist Wochenende, und manche Familie nutzt die Zeit für einen nachmittäglichen Kurzurlaub am Ufer. Kinder springen übermütig ins Wasser, irgendwo nebenan wird gegrillt. Kleine Motorboote versuchen mit unserem Schiff Schritt zu halten, fahren übermütig Backbord heran und hupen zum Gruß. Dass wir dekadent unter muschelförmigen Sonnenschirmen Cocktailgläser anstelle von Taschentüchern schwenken, das stört von den lebenslustigen Anreinern niemanden. Vielleicht ist es ja genau dieser alles vereinende verströmende Charme der Donau, der jährlich immer neue Gäste anlockt.  Und ob man den nun an Bord eines 3-, 4-, oder 5-Sterne Schiffes erlebt, das ist in solch magischen Momenten plötzlich tatsächlich herzlich egal.